Ziel der diesjährigen Fastenwallfahrt am Sonntag, 19.03.2023, war der Wallfahrtsort Bethen. Hier wurden die Teilnehmer von Herrn Msgr. Dr. D. Költgen begrüßt und anschließend im dortigen Atriumgarten hinter der Basilika der Kreuzweg gebetet.
Danach führte Dr. Költgen durch den Atriumgarten, die Gnadenkapelle, Basilika und die Krypta. Obwohl etliche Personen bereits öfter den Wallfahrtsort besucht haben, erfuhren die Teilnehmer doch noch viel Neues über den Pilgerort.
So hängen nun am Zaun die ersten Liebesschlösser, bunte Zeugen frischer oder auch schon lang bewährter Zuneigung. Zum Gedenktag für den heiligen Antonius von Padua – Patron der Liebenden und der Ehe – hatte die St. Marien-Gemeinde im Juni 2021 für verliebte, verlobte und verheiratete Paare einen besonderen Parcours im neuen Atriumgarten aufgebaut. Und die Gastgeber freuten sich über eine sehr positive Resonanz – quer durch alle Generationen. Hier können seitdem Paare eine „bleibende Erinnerung” für sich schaffen und ein Schloss, graviert mit ihren Namen, am Zaun festmachen. Anschließend kann dann der Schlüssel im dort vorhandenen Brunnen versenkt werden. Nein, nicht oben in der Wasserschale, sondern in einem eigens dafür angelegten Rohr, das tief hinunter in den Brunnenschacht führt und die Schlüssel „auf ewig” verschluckt.
Geschichte des Gnadenortes: Der Überlieferung nach wurde das Gnadenbild (1380-1400) auf dem Flüsschen Soeste stromaufwärts schwimmend von Landleuten gesehen, die gerade auf den Feldern arbeiteten. Die Leute glaubten an ein Wunder und beschlossen, es in die Kapelle des nahe gelegenen adeligen Hauses Lethe zu bringen. Als der Wagen mit dem Gnadenbild vor dem Dorf Bethen ankam, sträubten sich die Pferde. Obwohl man alle Kräfte aufbot, den Wagen von der Stelle zu bewegen, blieb dieser stehen. Man hielt diese Begebenheit abermals für ein Wunder und schloss daraus, dass Maria an diesem Ort verehrt werden wollte. Schnell verbreitete sich die Kunde von diesen Ereignissen, und von überall strömten die Menschen herbei, um vor dem Gnadenbild Hilfe und Trost in ihren Ängsten und Nöten zu finden. Die eingeschnitzte Figur des Gnadenbildes (Höhe 111 cm) stellt in strenger Formgebung Maria dar, die den vom Kreuz genommenen Leichnam ihres Sohnes auf dem Schoß trägt. Ihr liebevoller Gesichtsausdruck hebt sich in seiner Aussagekraft von vielen artverwandten Vesperbildern ab, die die Schmerzverzerrtheit betonen.
1448 findet sich die erste urkundliche Erwähnung der Wallfahrt, die sich bis zur Reformation großer Beliebtheit erfreute. 1669 wurde die durch den Drosten des Amtes Cloppenburg, Carl Othmar von Grothaus erbaute heutige Gnadenkapelle durch den münsterischen Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen feierlich eingeweiht. Der von ihm gestiftete Barockaltar trägt noch heute sein Wappen. Während der Zeit der Weltkriege und des Nationalsozialismus suchten viele Mütter und Frauen vor dem Bild der schmerzhaften Mutter Schutz und Zuflucht in ihren seelischen Leiden und beteten für ihre im Felde stehenden Väter, Männer, Brüder und Söhne. Eine besondere Beziehung und Zuneigung hatte der ehemalige Bischof von Münster, Clemens August Kardinal von Galen, der 1934 bei einer Glaubenskundgebung mit über 25000 Männern sich vor dem Gnadenbild eingefunden hatte.
Basilika: Für die nach dem Ersten Weltkrieg stark angestiegenen Pilgerscharen wurde die Wallfahrtskapelle mit der Zeit zu klein. Man dachte an den Bau einer größeren Kirche, die zugleich Gedächtniskirche der im Weltkrieg gefallenen Soldaten aus den katholischen Kirchengemeinden des Oldenburger Landes sein sollten. Schon im Jahre 1916 war ein Kapellenbauverein gegründet worden. Bedingt durch die Inflation ging das Bauvorhaben zunächst erst sehr langsam voran. Die Krönungsfeier des Gnadenbildes, die große Jungfrauenwallfahrt und die Mütterwallfahrt des Jahres 1925 ließen den Wunsch nach einer raschen Verwirklichung und Vollendung der Kirche immer größer werden. Seit dem 1. Adventssonntag 1927 fand in der Wallfahrtskirche in regelmäßiger Sonntagsgottesdienst statt, und am 14./15. September 1929 konsekrierte der münstersche Diözesanbischof Johannes Poggenburg (1913-33) das neu erbaute Gotteshaus. 1977 wurde die Wallfahrtskirche von Papst Paul VI. zur „Päpstlichen Basilika minor“ erhoben. Einen besonderen Schatz kann man nur an hohen Festtagen sehen. Der selige Kardinal Clemens August Graf von Galen ( + 1946, selig gesprochen 2005) vermachte seinen Primizkelch der Pfarrgemeinde Bethen, der er sich immer sehr verbunden fühlte. Steine aus dem Petrusgrab (links) und der Grabeskirche (rechts) bezeugen die Verbindung zur Weltkirche und zu den Ursprüngen des Glaubens. Sie sind im Altarraum zu sehen.
Krypta: Im Innern der Basilika befindet sich auch eine Wendeltreppe, welche hinab zur Krypta, in welcher das Reliquiar des Seligen Kardinal Clemens August Graf von Galen seinen Platz gefunden hat, führt. Die Krypta dient als Gedenkstätte für die Opfer der Kriege. An den Marmorwänden sind die Namen der im I. Weltkrieg gefallenen Soldaten aus dem Oldenburger Land eingraviert. In einem Buch auf dem Altar sind die gefallenen Soldaten des II. Weltkrieges nachzuschlagen.
Antoniuskapelle: Dicht hinter der Gnadenkapelle befindet sich die Antoniuskapelle, 1868 mit sechseckigem Grundriss erbaut. Als Nachfolgerin des Gebetshäuschens von 1652 diente sie ursprünglich als überdachter Außenaltar, auf dem während der Hauptpilgerzeit, wenn die Gnadenkapelle die Pilgerscharen nicht fassen konnte, das heilige Opfer dargebracht wurde. 1976 wurde sie und besonders auch die über dem Altar stehende Figur des heiligen Antonius von Padua, restauriert. Heute dient die Kapelle auch zur Aufbahrung von Verstorbenen kurz vor dem Begräbnis.
Insgesamt zeigte sich Msgr. Dr. Költgen als kompetenter Führer und ihm wurde als Dank ein Zuschuss zur neuen Orgel der Basilika übergeben. Zum Abschluss konnten die Teilnehmer gegenüber der Gnadenkapelle im Cottage Garden bei Kaffee und leckerem Kuchen den Nachmittag nochmals Revue passieren lassen.
Text zusammengestellt von Otto Mählmann,
Bilder: Peter Willenborg und Otto Mählmann.